Spagyrik | individuell komponierte Naturheilkunde

Erfahren Sie mehr über diese Komplementärmedizin, die auf alchemistischen Ideen beruht

Interview mit Expertin Sabine Gnoth aus der Zieten Apotheke

„Spagyrik ist etwas Greifbares.”

Sabine Gnoth ist PTA, Physiotherapeutin, Heilpraktikerin. Nach 18 Jahren Arbeit mit Schwerstmehrfachbehinderten, Wachkoma- und Neurologie-Patientinnen und -Patienten entdeckte sie als Heilpraktikerin die Spagyrik und ergänzte sie mit einer umfassenden Ausbildung.

Was fasziniert Sie besonders an der Spagyrik?

Sabine Gnoth:
Spagyrik bietet die Freiheit, sehr individuell zu konzipieren, so dass jede Klientin, jeder Klient seine ganz eigene Mischung erhält. Durch ein Anamnesegespräch bekomme ich, neben dem eigentlichen Anliegen, viele Anhaltspunkte, die ich in die Mischung einfließen lassen kann. Ich kombiniere vorzugsweise mehrere Essenzen zu einer individuell zusammengesetzten Rezeptur. Das können zwei Essenzen in einer Flasche sein oder mehr, ganz nach Bedarf und Anliegen. Auch Einzelpflanzen kommen im Beratungsgespräch zum Einsatz, aber eher seltener.

Darüber hinaus bieten sich für die Selbstmedikation Komplexmittel an, die sich als Mischung bewährt haben.



Werden nicht auch Bachblüten kombiniert? Und bieten manche Firmen nicht auch homöopathische Fertigkombinationen an?

Sabine Gnoth:
Spagyrik kann jeden Tag verändert werden. Ich kann diese Woche mit einer Mischung beginnen und sie in zwei Monaten ergänzen. Die die Behandlung kann auf einer körperlichen Ebene starten und dann über die seelische Ebene in die geistige ausgeschlichen werden, oder umgekehrt. Auch hier gilt: nur so, wie es zum Thema, zum Bedürfnis passt.

Durch die Möglichkeit, meiner ganz eigenen Kreativität, die Pflanzen auf ganz unterschiedliche Weise zu Nutzen und immer wieder eine neue Schreibart für eine Mischung zu finden gibt es sehr vielseitige Wege zum Ziel.

Spagyrik ist aus meiner Sicht sehr wandlungsfähig, wie ein Baukastensystem, das sich immer wieder neu anpassen, immer wieder neu erfinden kann. Und jedem und jeder Heilkundigen seinen ganz eigenen Weg ermöglicht.

Könnten Sie Spagyrik in einem kurzen Satz erklären?

Sabine Gnoth:
Spagyrik heißt: Trennen und wieder zusammenführen. Ich arbeite nach dem System von Dr. Zimpel, das auf Paracelsus zurückgeht. Er hat beschrieben, wie eine Pflanze aufgeteilt wird, um unterschiedliche Prozesse zu durchlaufen. Fügt man am Ende alle Teile wieder zusammen, so hat das Ergebnis ein höheres Potenzial als zuvor.

Welche Prozesse sind das?

Sabine Gnoth:
Die Pflanze durchläuft drei alchemistische Wandlungsprozesse und wird am Ende in die gleiche Flasche zurückgeführt. Wir könnten es so beschreiben: letztendlich geht es immer um Stirb & Werde und das, was daraus entsteht – nämlich etwas Neues. Deswegen sagen wir, die Pflanze stirbt für uns „drei Tode“: Gärung (Wandlung zu Alkohol), Destillation (Reinigung), Trocknung und Veraschung (Wandlung durch Feuer). Jeder dieser Prozesse wird einer Wirkebene zugeordnet; der geistigen, seelischen und körperlichen.

So sammelt die Pflanze die Erfahrungen, die anschließend zu einem veredelten Gesamtkonzept in einer Essenz zusammengeführt werden. Und die dann von ihr wiederum unserem Körper, Geist und der Seele als Erfahrungsschatz zur Unterstützung und Wandlung angeboten wird.

Was enthält eine spagyrische Essenz?

Sabine Gnoth:
In einer spagyrischen Essenz sind am Ende noch Pflanzeninhaltsstoffe enthalten. Es sind Spurenelemente, Mineralstoffe und ätherische Öle darin, so dass Geschmack und Geruch von Essenz zu Essenz sich mitunter komplett unterscheiden können. Hin und wieder entsteht durch Absetzen der Mineralstoffe ein Bodensatz, den man wieder aufschütteln kann. Wirkstoffe, die verschreibungspflichtig oder giftig sind, werden durch den Prozess so abgemildert, dass die Essenz selbst nicht mehr verschreibungspflichtig oder giftig ist, wie zum Beispiel Maiglöckchen, Stechapfel oder Eisenhut.

Wie sehr muss ich mich als Patient auf Spagyrik einlassen und die philosophische Dimension des Ganzen begreifen?

Sabine Gnoth:
Gar nicht. Neugier und ein gutes Gefühl für den eigenen Körper sind ein guter Anfang. Für mich muss niemand etwas glauben. Aber ein konkretes Anliegen braucht es, daraus entsteht auch Kraft für die Therapie. Ich kann körperlich oder auch energetisch arbeiten – je nach Ihrem Anliegen. Es ist wichtig, dass wir beide gut zusammen kommunizieren. Als Therapeutin höre ich zu und Sie leiten mich. Sie müssen nicht an die Spagyrik glauben, aber die Bereitschaft mitbringen, die Mittel mit einer gewissen Regelmäßigkeit einzunehmen. Das gilt für die Homöopathie oder für ein anderes System genauso. Wenn ich als Therapeutin hinter dem System stehe, Vertrauen und Begeisterung dafür empfinde, dann überträgt sich das auf mein Gegenüber.

Was ist bei Spagyrik noch wichtig außer der Offenheit und dem guten Draht zum Therapeuten?

Sabine Gnoth:
In der Spagyrik bestimmt die Dosierung, auf welcher Ebene die Mischung wirkt: im geistigen, im seelischen, im körperlichen, mitunter im lymphatischen oder neurologischen Bereich. Jeder einzelne Bereich braucht eine andere Dosierung. Die Dosierung ist gleichbedeutend beispielweise mit der Potenz in der Homöopathie.

Was ist die einmalige Chance von Spagyrik, die andere Therapieformen nicht bieten?

Sabine Gnoth:
Für mich bleibt die Hauptfaszination die Möglichkeit mit einem einzelnen naturheilkundlichen System auf den unterschiedlichsten Ebenen, kombiniert oder einzeln, erprobt oder immer wieder neu persönlich arbeiten zu können. Und für diejenigen, die gerne noch etwas Bodenständiges in der Hand halten wollen, gilt:

Sie bekommen Pflanze, wenn Pflanze auf der Flasche steht. Sie haben auch in der Spagyrik die Möglichkeit, sich für etwas ganz Haptisches, Analoges zu entscheiden. Sie bekommen Mineralstoffe und Pflanzen in der Flasche. Da ist alles drin, was man irgendwie nachvollziehen kann, was man riechen und schmecken kann, was sich mitunter absetzt als Bodensatz nach einer gewissen Zeit. Es gibt zudem verschiedene Darreichungsformen: Ich kann Spagyrik als Tropfen, Zäpfchen oder Salben verarbeiten, es in Ihr Duschgel oder die Tagescreme eintropfen oder, je nach Firma, Globuli herstellen lassen.

Sie können sie einnehmen, über sich sprühen, auf die Haut einreiben. Bei Migräne beispielsweise ist eine Anwendung punktuell am Haaransatz oder vorne an den Schläfen möglich, oder aber das Einsprühen der Mischung in den Mund, damit sie über die Mundschleimhaut schneller in den Blutkreislauf aufgenommen wird.  Energetische Mischungen können als Raumspray oder Körperspray angewendet werden, wenn es sich zum Beispiel um ein individuelles Schutzspray handelt.

Wie gut könnte ich mich alleine in die Spagyrik einarbeiten oder mich selbst behandeln? Wo sehen Sie da Gefahren?

Sabine Gnoth:
Wenn Sie sich mit der körperlichen Wirkung einer Pflanze auskennen, dann traue ich Ihnen zu, dass Sie sich, aufgrund von naturheilkundlicher Literatur oder Erfahrung eine Pflanzenmischung selbst zusammenstellen können. Die körperlichen Wirkungen sind ja recherchierbar. Eine solche Mischung wird auf jeden Fall eine körperliche Wirkung haben und Ihre Beschwerden lindern und unterstützen können.

Allerdings, wie bei jedem anderen System auch, bekommt man von ausgebildeten Therapeuten viel mehr Schichten und Ebenen mit. Nach einer fachlichen Beratung wird eine Mischung qualitativ hochwertiger sein. Das ist zu vergleichen mit einem Musikstück, das eine Symphonie oder ein Lied sein kann. Das Lied kann melodiös sein, mag mir gefallen und guttun, aber wenn ich zu einem ausgebildeten Fachmenschen gehe, der mich meinen Bedürfnissen entsprechend begleitet, dann wird es etwas Vielschichtiges, dann wird es zur Symphonie.

Liebe Frau Gnoth, vielen Dank für das Interview!