Phytotherapie | Sanfte Medizin, wissenschaftlich belegt

Phytotherapie: Naturheilkunde mit der Kraft von Heilpflanzen

Eines der Naturheilverfahren, das wohl am beliebtesten und bekanntesten ist, ist die Phytotherapie. Die Anwendung von Heilpflanzen beispielsweise als Tee hat sich bewährt. Phytotherapie oder Pflanzenheilkunde ist tief in unserem Bewusstsein verwurzelt. Denn im Grunde hat sie jede*r schon einmal angewandt, wenn er oder sie sich einen Fencheltee bei Bauchweh gebrüht oder mit einem Salbeitee bei Halsweh gegurgelt hat.

Doch Phytotherapie ist weitaus mehr als Tee kochen. Es ist eine fundierte Therapieform, die gegen eine Vielzahl von Krankheiten wirkt. In diesem Artikel erklären wir Ihnen alles rund um die Pflanzenheilkunde, räumen mit einigen Mythen auf und geben Tipps, wie Sie Ihre Hausapotheke mit Heilpflanzen bereichern können.

Phytotherapie – was ist das?

Unter Phytotherapie versteht man den Einsatz von pflanzlichen Heilmitteln zur Prophylaxe oder Behandlung von Befindensstörungen oder Krankheiten. Es kommen ganze Heilpflanzen, Teile davon (Blüten, Wurzeln, Blätter) oder einzelne Bestandteile (ätherische Öle) zum Einsatz. Auch daraus gewonnene Zubereitungen werden eingesetzt, wie beispielsweise Trockenextrakte, Tinkturen, oder Presssäfte.

Phytotherapie ist als wissenschaftlich fundierte medizinische Praxis wichtiger Bestandteil der Naturheilkunde ebenso wie der Schulmedizin. Arzneimittel aus Pflanzen nennt man Phytotherapeutika. Einige phytotherapeutischen Präparate sind standardisiert, ihr Einsatz wissenschaftlich fundiert. Präparate bestehen entweder aus einem oder mehreren Bestandteilen oder sind komplexe Mischungen.

Phytotherapie gleich Drogenkunde?

Wer sich mit Pflanzenheilkunde beschäftigt, stößt schnell auf das Wort “Droge”. Damit sind keineswegs illegale Substanzen gemeint, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Als Arzneidrogen oder Drogen bezeichnet man getrocknete Teile von Pflanzen oder Pilzen, mit denen man Arzneimittel herstellt.

Das Wort “Droge” stammt aus dem Französischen. Um 1600 wandert die damalige Form “drogue” mit der Bedeutung “Gewürz, Chemikalie, pharmazeutisches Mittel” in die deutsche Sprache ein und entwickelt sich zu den heutigen Bedeutungen Arzneistoff, bzw. Rauschmittel.

Grundlagen der Phytotherapie

Vielleicht liegt die Beliebtheit der Phytotherapie daran, dass Prophylaxe, Linderung oder Heilen mit Heilpflanzen genau dem Bild entspricht, das wir von sanfter Medizin haben: die Kräuterkundige, die in der Frühe die noch vom Tau bedeckten Kräuter sammelt und daraus Salben und Tees bereitet.

Doch Phytotherapie hat damit nur im Ansatz etwas zu tun, sie ist keine pflanzliche Behandlung. Es geht hier um standardisierte Arzneimittel, in denen stets derselbe Wirkstoff in stets derselben Dosierung vorliegt. Ein Heilkraut aus dem Garten oder in der freien Natur geerntet, hat nie dieselbe Wirkstoffmenge. Sie variiert mit der Jahreszeit, der Tageszeit und den (mikro-)klimatischen Bedingungen.

Ist Phytotherapie eine Alternativmedizin?

Moderne Phytotherapie basiert auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Haben randomisierte, placebokontrollierte Studien die Wirkung von phytotherapeutischen Arzneimitteln nachgewiesen, spricht man von rationaler Phytotherapie. Außerdem kommen so genannte traditionelle Phytotherapeutika zum Einsatz, deren Wirkung  überliefert und somit empirisch bestätigt sind.

In beiden Fällen fußt die Phytotherapie auf dem Grundsatz von Ursache und Wirkung und folgt damit naturwissenschaftlichen Prinzipien. Homöopathische und anthroposophische Arzneimittel zählen nicht zu den Phytopharmaka.

Phytotherapie vs. Homöopathie und Anthroposophie

Man zählt Phytotherapie nicht zur alternativen oder komplementären Medizin. Phytotherapie folgt einem kausalen Ansatz, d.h. jemand, der eine Erkältung hat, kann sie stets mit dem gleichen Arzneimittel, bzw. dem gleichen Wirkstoff behandeln. Alternative Behandlungsformen wie beispielsweise Homöopathie und Anthroposophie wählen ihre Therapeutika nicht auf der Basis solch naturwissenschaftlicher Grundsätze. Grundlage der Behandlung ist hier ein eher energetisches Verständnis von Krankheit als Störung der Balance. Arzneimittel werden individuell verordnet. Therapeut*innen verordnen Menschen mit denselben Symptomen möglicherweise unterschiedliche Arzneimittel.

Geschichte der Phytotherapie

Pflanzenheilkunde ist eine der ältesten medizinischen Formen, um Krankheiten vorzubeugen, zu lindern oder zu heilen. Aus einer ritualisierten Form der Medizin, wie sie Schaman*innen und Heiler*innen auf allen Kontinenten seit Jahrtausenden anwenden, hat sich im Laufe der Zeit eine wissenschaftliche fundierte Therapieform entwickelt.

Der französische Arzt Henri Leclerc (1870–1955) prägte den Begriff „Phytotherapie“. Er überführte die rein auf Erfahrung und Beobachtung basierende Kräutermedizin in die Naturwissenschaften. Rudolf Fritz Weiss (1895-1991) machte diesen Ansatz im Jahre 1942 mit dem „Lehrbuch der Phytotherapie“ in Deutschland bekannt und machte damit hierzulande die moderne Phytotherapie populär.

Anwendungsgebiete der Pflanzenheilkunde

Pflanzenheilkunde ist bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern angezeigt, aber auch zur Prophylaxe und allgemeinen Gesunderhaltung hilfreich. Bei akuten Krankheitsbildern entscheiden sich Mediziner*innen in der Regel für chemisch definierte Medikamente. Auch wenn beispielsweise Weidenrinde einen Wirkstoff enthält, der dem Schmerz- und Fiebermittel Acetylsalicylsäure (ASS) ähnelt, so möchte doch kein*e Betroffene*r bei Schmerzen auf ASS verzichten.
Bei einigen akuten wie beispielsweise Blasenentzündungen sowie bei subakuten oder chronischen Erkrankungen zeigen Phytotherapeutika jedoch gute Wirkung. Auch finden sie häufig Anwendung um die Nebenwirkungen chemisch definierter Arzneimittel zu lindern.

Wie wirkt Phytotherapie?

Pflanzen enthalten verschiedene Stoffe, die pharmakologisch wirksam sind. Dazu gehören u.a. ätherische Öle, Alkaloide, Glykoside, Bitter- und Schleimstoffe sowie Hormone und Vitamine. Einzelne oder auch das Zusammenspiel mehrerer Stoffe setzt Vorgänge auf Zellebene in Gang, die zur Linderung oder Heilung führen. Manche wirken direkt antibakteriell, antiviral oder antimykotisch.

Pflanzlich bedeutet jedoch nicht harmlos. Auch phytotherapeutische Arzneimittel können Nebenwirkungen haben, selbst auf scheinbar harmlose Tees könnten Sie allergisch reagieren. Beachten Sie bei der Einnahme unbedingt auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Sprechen Sie im Zweifel mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

Wie werden Heilkräuter zu Arzneimitteln?

Verschiedene Zubereitungsformen verwandeln ganze Heilkräuter, Teile oder Bestandteile zu einem Arzneimittel.
Wir stellen Ihnen die wichtigsten vor:

Tinktur (Tinctura)

Tinkturen sind flüssige Extrakte, die Apotheker*innen in der Regel mit 70%igem Alkohol durch Mazeration oder Perkolation herstellen. Mazeration bedeutet, dass wir die Droge mit Alkohol versetzen und für mehrere Tage ziehen lassen. Zwischendurch rühren wir um. Perkolation ist eine kontinuierliche Extraktion, bis der Wirkstoff aus der Droge erschöpft ist. Dazu geben wir die Droge in einen so genannten Perkolator und fügen so lange frisches Lösungsmittel hinzu, bis der Wirkstoff der Droge fast vollständig entzogen ist. Das Droge-Extrakt-Verhältnis legt jeweils das Arzneibuch fest. Wir verwenden getrocknetes Ausgangsmaterial.

Fluidextrakte

Fluidextrakte sind, wie Tinkturen, flüssige Formen der Extraktion. Apotheker*innen stellen sie in einem aufwändigen Verfahren her. Der Unterschied zur Tinktur: Die Wirkstoffkonzentration ist viel höher, der Alkoholgehalt oft niedriger. Droge-Extrakt-Verhältnis liegt zwischen 1:1 bis 1:2.

Homöopathische Urtinkturen

Urtinkturen sind Tinkturen, die nach dem Homöopathischen Arzneibuch in der Regel unter Verwendung von Frischpflanzen oder frischen Pflanzenteilen – oft aber auch getrockneten – hergestellt werden. Die Herstellungsvorschrift nach HAB ist dazu maßgeblich verantwortlich. Man kann Urtinkturen direkt verwenden oder im homöopathischen Potenzierungsverfahren weiterverarbeiten. Manchmal werden andere Pflanzenteile verwendet als für eine klassische Tinktur.

Heilkräuter für die Hausapotheke

Leichtere Beschwerden können Sie gut mit Hilfe von Phytotherapie selbst lindern. Wir stellen Ihnen hier eine kurze Liste von Heilkräutern vor, die Ihnen in Form von Tee oder Bädern rasch weiterhelfen. Wenn Beschwerden länger anhalten oder stärker werden, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin. Haben Sie Fragen? Dann können Sie sich auch an uns wenden, wir sind gern für Sie da.

  • Kamillentee
    Bei Erkältungskrankheiten zur Inhalation, auch als Teeaufguss entkrampfend bei Magenschmerzen oder Menstruationsbeschwerden.

  • Salbeitee
    Zum Gurgeln bei Halsschmerzen, wirkt getrunken auch gut gegen Schwitzen und zu viel Magensäure, da er die Drüsentätigkeit hemmt.

  • Fencheltee
    Arzneipflanze des Jahres 2009
    Bei Bauchschmerzen als Tee oder warme Kompresse, er ist auch bei Blähungen geeignet. In Kombination mit Anis, Kümmel, Koriander ist er noch stärker wirksam, bei uns als so genannter Vier-Winde-Tee erhältlich (Link); Fenchelhonig ist bei Husten schleimlösend und entkrampft die Bronchien

  • Pfefferminztee
    Arzneipflanze des Jahres 2004
    Als Tee bei Krämpfen, im Sommer auch kalt zur Erfrischung, da er angenehm kühlt

  • Thymiantee
    Arzneipflanze des Jahres 2006
    Löst schleimigen Husten; Thymian wirkt zudem antibakteriell

  • Schafgarbentee
    Wirkt entkrampfend auf den Verdauungstrakt, bei Menstruation für den Uterus

  • Melissentee
    Arzneipflanze des Jahres 1988
    Beruhigt den Verdauungstrakt, beruhigt aber auch mental. Angezeigt bei Stress

  • Brennnesselblätter
    Spült die ableitenden Harnwege durch, wirkt aber auch unterstützend bei Rheuma. Nicht zu spät am Abend trinken, sonst fordert der Tee in der Nacht seinen Tribut.

  • Lindenblütentee
    Bei einigen bekannt aus Kindertagen für die Schwitzkur, angezeigt bei Erkältungskrankheiten und damit verbundenem Husten, durch seine Schleimstoffe vor allem bei trockenem Husten.
Phytotherapie und Heilkräuter in der Zieten Apotheke

Wir führen über 300 westliche Heilkräuter. Unser Sortiment umfasst außerdem über 150 westliche Tinkturen und Extrakte.

Ein europäisches GMP-zertifiziertes Analyselabor prüft unsere Heilkräuter, Tinkturen und Extrakte unter anderem auf Pestizid- und Schwermetallbelastungen. Nur die, die den strengen apothekenrechtlichen Vorgaben genügen, erhalten ein pharmazeutisches Analysezertifikat.

Zusätzlich führen wir in unserem eigenen Labor Identitätsprüfungen nach den Vorschriften europäischer Arzneimittelbücher durch. Erst danach geben wir die Heilkräuter, Tinkturen und Extrakte in Mischungen oder als Einzelabfüllung an unsere Kunden ab.

Erfahren Sie hier mehr über unsere Produkte. Möchten Sie Ihr eigene Rezeptur mischen lassen? Dann finden Sie hier die Möglichkeit dazu.

Fazit: Phytotherapie heute

Phytotherapie gewinnt weiter an Bedeutung – auch bei klassischen Ärzt*innen. Immer mehr Therapieleitlinien nehmen Phytotherapeutika auf und geben Empfehlungen für die Einnahme.

Um als Arzneimittel zugelassen zu werden, müssen sie die Qualitätsstandards erfüllen. Pharmazeutisch gesehen gibt es oft eine Leitsubstanz, die Expert*innen für die Wirkung verantwortlich machen.
In der Herstellung orientiert man sich oft daran und stellt Extrakte auf diese Leitsubstanz ein. Sie ist dann immer in definierter Menge enthalten, die sekundären Pflanzenstoffe nicht immer. Durch das Vielstoffgemisch hat man aber immer den synergistischen Effekt. Untersuchungen haben zudem ergeben, dass die Wirkung oft besser ist als bei den reinen Isolaten. Aber auch hier gibt es Qualitätsunterschiede.

Haben Sie Fragen? Möchten Sie wissen, woran man diese Qualitätsunterschiede erkennt und welchen Arzneimitteln Sie vertrauen können? Sprechen Sie uns an, wir helfen Ihnen gern weiter.